Traute Foresti
Österr. Lyrikerin u. Schauspielerin, 1915–2015
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Es bleibt als Klang – Zum Tod von Traute Foresti
Eine unübertroffene Verfechterin der Lyrik ist nicht mehr, Traute Foresti ist, wie uns heute aus dem Kreis ihrer engsten Vertrauten mitgeteilt wurde, am Karfreitag, den 3.4.2015 mit über 100 Jahren in Wien gestorben. Traute Foresti hat sich ebenso mit der Tradition verbündet wie mit der Avantgarde. Auch radikalste Zugänge zur Lyrik konnten sie nicht abschrecken, sich für ihre Ergebnisse einzusetzen und sich mit ihnen auf die Bühne zu stellen. Sie hat nicht die Lyrik in ihren Dienst genommen, sondern sich in den Dienst der Lyrik gestellt, sie war nicht an der Seite des Gesicherten zu finden, sondern an der Seite des Unerprobten.
Traute Foresti kam am 15.3.1915 in Küb am Semmering als Gertraud Stefanie Maria Luise Josefa Margareta Fritz auf die Welt. Ihr beruflicher Werdegang begann mit der Ausbildung zur Psychotherapeutin und Schauspielerin in Berlin, ihren Studienabschluß machte sie in Wien. Sie arbeitete ab 1953 für den Österreichischen Rundfunk für die Sendungen „Welt des Buches“ und „ex libris“ und war u.a. auch für die „Wiener Zeitung“ und die „Arbeiter Zeitung“ Literaturkritikerin. Ihre eigene literarische Tätigkeit nahm sie in den 1970er Jahren auf. Sie wirkte in zahlreichen Hörfunk- und Fernsehproduktionen mit, bildete u.a. Axel Corti und Dietmar Schönherr sprecherisch aus und arbeitete musikalisch mit Fatty George und Erwin Kiennast zusammen. Traute Foresti gehörte der IG Autorinnen Autoren und dem österreichischen PEN-Club an. In einem 2003 von Manuela Mätzener verfassten Porträtband wurden ihre Leistungen von den unterschiedlichsten Persönlichkeiten des literarischen und kulturellen Lebens gewürdigt.
Veröffentlicht wurden ihre Gedichtbände und sonstigen literarischen Bücher u.a. im Herder Verlag, in der Bibliothek der Provinz und im Deuticke Verlag. Ihre letzte Neuerscheinung 2014 hieß ganz bezeichnend für sie: „Es bleibt als Klang. Gedichte“.
Traute Foresti hätte sich von ihrem Ausbildungsweg und ihrer Herkunft her eigentlich in der konventionellen Literatur aufhalten müssen. Kann sein, sie hat es einmal gewollt und sich nicht an sich selber gehalten, es kann aber auch sein, dass sie immer dann, wenn sie sich sicher sein hätte können, das Ungesicherte vorgezogen hat: die neuen Autoren den schon bekannten, die experimentelle Literatur der traditionellen, das eigene Schreiben der Literaturkritik, die Auftritte anderer den eigenen und von dort, wo sie sich jeweils zuletzt aufgehalten hat, wieder zurück. Sie hat sich zu einer Zeit, wo es nicht selbstverständlich war, für Friederike Mayröcker, H. C. Artmann, Elfriede Gerstl, Hermann Schürrer, Josef Enengl und die anderen Mitglieder der Literaturgruppe Freibord eingesetzt und nach den einer neuen Literatur entsprechenden Präsentationsmöglichkeiten mit den Verbindungen von z.B. der Lyrik mit dem Jazz gesucht. Das alles hat sie so dezent gemacht, dass niemand auf die Idee kommen hätte können, daß dahinter ein enormes Arbeitspensum und ein ebensolcher Wille gesteckt hat.
In tiefer Trauer um unsere große Verbündete im Engagement für den gesellschaftlichen Stellenwert der Literatur, insbesondere der Lyrik. Wir trauern um sie mit den Hinterbliebenen.
(Nachruf von Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren vom 8. April 2015)