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Aus dem bayrischen Walde

Adalbert Stifter

ISBN: 978-3-85252-368-2
21 x 15 cm, 44 S.
11,00 €
Lieferbar

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Kurzbeschreibung

Es möge mir erlaubt sein, ein Ereignis aus meinem Leben zu erzählen, in welchem eine Naturerscheinung und eine Schickung so seltsam verbunden waren, daß, wenn die Sache eine Dichtung wäre, man ihr den Vorwurf der Absichtlichkeit machen würde, und doch hat sich das alles zugetragen, und ich werde es erzählen, wie es sich zugetragen hat. Ich hatte den Mai des Jahres 1866 in Karlsbad mit meiner Gattin und ihrer Nichte Katharina zugebracht. Der Arzt gab mir die Weisung, ich möchte zu guter Nachwirkung des Heilwassers wieder wie im vergangenen Jahre einen Landaufenthalt in einer hochgelegenen Waldgegend, womöglich in einem Nadelwalde, nehmen, worauf ich antwortete, ich werde wieder wie im vorigen Jahre in den Bayrischen Wald, an den Fuß des Dreisesselberges gehen. Er billigte es.

Am 8.Juni kamen wir auf der Bahn von Eger über Regensburg in Passau an. Unsere Magd Marie kam mit dem Dampfboote an demselben Tage von Linz nach Passau. Es war verabredet, daß meine Gattin von Passau nach Linz gehen solle, weil sie in der Wohnung manches zu schlichten und zu ordnen hatte, ich aber möge mich sogleich in den Wald begeben. Später wolle sie zu mir kommen. Am 9.Juni fuhr sie mit Marie auf der Donau nach Linz. Nie hatte ich bei einer Trennung eine so bängliche Ahnung, sie könnte krank werden, als damals, und ich band sie der trefflichen Marie, wie man sagt, auf die Seele. Des frühen Morgens am andern Tage saß ich mit Katharina in einem Wagen und fuhr von Passau mitternachtwärts dem Walde zu. Auf der Straße von Passau über Freiung nach Böhmen gelangt man in etwas weniger als drei Stunden in den Ort Fendelsberg, der aus zerstreuten Häusern besteht. An der Straße steht einzeln ein stattliches Wirtshaus. Dort ließ ich gewöhnlich die Pferde zwei Stunden rasten und nahm mein Mittagsmahl ein.

So taten wir auch jetzt. Wenn man von dem Gasthause auf einem Raine zwischen den Feldern in der Richtung gegen Morgen dahingeht, sieht man ferne zu seiner Linken das ungeheure bläulich schimmernde Band des Waldes, der in einer so langen Linie zwischen Bayern und Böhmen dahingeht. Der Wald hat als Merkmal viele langgedehnte, weithingehende sanfgewölbte Kissen, die seine Höhen sind. Eines dieser Kissen ist der Dreisesselwald oder, wie die Leute kurzweg sagen, der Sesselwald. Er liegt von Fendelsberg ziemlich gegen Morgen und war noch vor mehreren Jahren dadurch unter allen seinen Genossen ausgezeichnet, daß auf seinem zarten Rande etwas schwebte wie ein Würfel. Dieser Würfel ist aber seit einigen Jahren nicht mehr zu sehen. Die Ursache werde ich später angeben. Wir gingen auch heute wieder auf dem Raine hin und zeigten uns wechselseitig bekannte Höhen des Waldes. Mit dem Fernrohre fanden wir manche befreundete Stellen.

[...]



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