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Josef Hofer

Josef Hofer, Franz Murauer , Elisabeth Telsnig

ISBN: 978-3-99028-254-0
31×24 cm, 280 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover m. Schutzumschl. | Text dt., engl. & franz.
38,00 €
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Kurzbeschreibung

Josef Hofer, geb. am 17. März 1945, zählt heute zu den anerkanntesten lebenden Art Brut-Künstlern. Seine Liebe zum Zeichnen zeigte sich schon in seiner Kindheit, die er – von der Umwelt isoliert – am elterlichen Bauernhof im oberösterreichischen Mühlviertel verbrachte. Seit 1992 wohnt und arbeitet er in der Lebenshilfe Oberösterreich in Ried im Innkreis. Dort besucht er seit 1997 die von der Kunsthistorikerin Elisabeth Telsnig betreute Malgruppe. Sie erkannte sein großes Talent.
Josef Hofer wurde 2003 Mitglied der Collection de l’Art Brut in Lausanne.
Seine Werke befinden sich heute weltweit in wichtigen Museen und Sammlungen.


[Hrsg. von Elisabeth Telsnig | Text: Elisabeth Telsnig | Fotografie: Franz Murauer]


Rezensionen
Karin Schütze: Elisabeth Telsnig: „Josef Hofer reiht sich ein in Schiele, Klimt, Kokoschka“

Der bedeutende Mühlviertler „Art Brut“-Künstler feiert heute seinen 80. Geburtstag

„Gut“ gehe es Josef Hofer: „Er zeichnet immer noch, aber viel weniger als früher“, sagt Elisabeth Telsnig. Die Kunsthistorikerin wird den Jubilar heute in der Lebenshilfe Ried im Innkreis besuchen, um ihm zu seinem 80. Geburtstag zu gratulieren. Im dort von ihr 1997 gegründeten Atelier ist sie Josef Hofer erstmals begegnet. Ihr ist zu verdanken, dass Hofer heute als Art Brut-Künstler international hoch geschätzt ist.

„Seine Zeichnungen waren einfach anders“, erinnert sie sich: Oft brachte der auf einem Bauernhof im Mühlviertel Aufgewachsene Alltagsgegenstände, Kleidung, landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Blei- und Farbstiften zu Papier, wo sie wie im freien Raum zu schweben scheinen: „Gehörlose nehmen den Raum anders wahr“, erklärt die in Salzburg lebende Grazerin. „Heimlich“ sammelte sie anfangs die Zeichnungen des damals 52-Jährigen.

Er hat überlebt, ein Wunder
Dass im März 1945 die Geburt eines beeinträchtigten Kindes nicht gemeldet wird, wie es das deutsche Erbgesundheitsgesetz bei Strafe vorschrieb, rettet Josef Hofer das Leben (seine psychisch erkrankte Tante Luise war 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar vergast worden, ihr Schicksal beschreibt Telsnig im Buch „Luise, Geschichte eines Lebens“, Verlag Bibliothek der Provinz, 2023). Abgeschieden, aus Angst vor dem Spott Gleichaltriger, wächst er mit seinem älteren Bruder auf dem Hof in St. Johann am Wimberg auf. Nach mehreren unbehandelten Mittelohrentzündungen verliert er bereits früh sein Gehör. Er spricht nicht, besucht keine Schule. Aber er zeichnet schon als Kind leidenschaftlich gern. Nach dem Tod des Vaters 1977 übersiedelt die Familie nach Kirchschlag, wo sie viele Jahre von Hofers Cousine Renate Sager unterstützt wird.

Seit 1992 lebt Josef Hofer, liebevoll „Pepi“ genannt, in der Lebenshilfe in Ried im Innkreis, wo er ab 1997 regelmäßig Telsnigs Malgruppe besucht. „In der Früh ist er zum Zeichnen gekommen, das war für ihn, wie zur Arbeit zu gehen.“ Seine unbenannten Werke tragen keine Titel, sie sprechen für sich: Ein wiederkehrendes Motiv sind (zwei) Männer in einem Rahmen. Worüber ein Spiegel in „Pepis“ Zimmer Aufschluss gibt: „Er war über Jahre sein Ein und Alles“ und Inspirationsquelle für viele Arbeiten, die ganz selbstverständlich vom lustvollen Spiel mit dem eigenen Körper erzählen. Manches erinnert an die Meister des Expressionismus: „Er ist ein Kind des 20. Jahrhunderts und reiht sich ein in Schiele, Klimt, Kokoschka“, sagt Telsnig, die begann, sich intensiv mit Art Brut zu beschäftigen, der „rohen“, ursprünglichen Kunst, wie sie der französische Maler Jean Dubuffet (1901–1985) als Begriff geprägt hat.

Ausstellung in Lausanne, 2003
Nach vergeblichen Versuchen im Inland stieß Telsnig in der Collection de L’Art Brut Lausanne auf großes Interesse an Hofers Arbeiten, die seine Werke 2003 erstmals in einer großen Solo-Ausstellung zeigte: „Nach dieser Ausstellung ist das Interesse an Josef Hofer durch die Decke gegangen“, weitere Ausstellungen von Brüssel über Paris, München, Berlin bis Japan, New York und Sao Paulo folgten.

2022 übergab Telsnig Hofers Werk an die Galerie Christian Berst in Paris, wo diesen Herbst eine Retrospektive eröffnet wird. Schon im Juni zeigt das Grand Palais in Paris seine Arbeiten in Kooperation mit dem Centre Pompidou.

„Pepi ist glücklich, wenn er zu Ausstellungen fahren darf. Es ist bezaubernd, wie stolz er ist. Hätte er das nicht gewollt, hätte ich es nicht gemacht“, sagt Telsnig, die besonders einer Galeristin dankbar ist: Monika Perzl vertritt Hofers Werk in ihrer Galerie am Stein (Stift Reichersberg) seit 2005 exklusiv für Österreich. „Sie hat irrsinnig viel für ihn getan“, sagt Telsnig, die bei Museen – vom Museum Gugging als Zentrum für Art Brut abgesehen – eine Öffnung für inklusive Kunst wahrnimmt: „Zeitgenössische Kunst und Art Brut kann man meiner Meinung nach heute nicht mehr trennen.“

2013 erschien ihre Monografie „Josef Hofer“, derzeit arbeitet sie an einem Katalog seines Gesamtwerks. Dem Jubilar, den sie bis 2015 im Atelier in Ried betreut hat, verdankt sie auch eine Gewissheit: „Es gibt niemanden, der nicht irgendeine spezielle Begabung hat.“

(Karin Schütze, Artikel erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 17. März 2025, S. 16)


https://www.nachrichten.at/kultur/der-bedeutende-muehlviertler-art-brut-kuenstler-josef-hofer-wird-heute-80-jahre-alt;art16,4033907



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