
Mühlen an der Zaya
Bauform – Technik – Geschichte
Gerold Eßer, Gerhard A. Stadler
ISBN: 978-3-99028-672-2
24,5×21,5 cm, 480 Seiten, zahlr. z. Gr.-T. farb. Abb., Kt., Hardcover + 1 Kt.-Beilage
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Kurzbeschreibung
DIE MÜHLEN AM ZAYAFLUSS: ARCHITEKTUR UND GESCHICHTE
Viele Jahrhunderte hindurch nutzten Mühlwerke an der Zaya die Kraft des Wassers für das Vermahlen von Getreide, das Sägen von Holz, das Walken von Leder und Tuchen. Allein 44 Standorte an dem nur 60 Kilometer langen Flusslauf widerspiegeln die kulturgeschichtliche Bedeutung der Wassermühle im niederösterreichischen Weinviertel. Die auf einer Auswertung historischer Landkarten und Feldstudien basierende Dokumentation beschreibt die Architektur sowie die maschinelle Ausstattung der Mühlen und gibt Einblick in deren nicht selten bis in das Mittelalter zurückreichende Geschichte.
Das Buch ist gleichermaßen an ein interessiertes Laienpublikum wie auch an mit der Geschichte der Mühlen vertraute Experten gerichtet. Es leistet einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung eines zentralen Bereichs der regionalen Geschichtsforschung wie auch zur Sensibilisierung in Fragen des Umgangs mit diesem wertvollen Kulturerbe aus dem Bereich ländlichen Wirtschaftens und Bauens.
[Technische Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege |
Gerold Eßer und Gerhard A. Stadler |
Unter Mitwirkung von Doris Berl, Dmitri Egorov, Celine Klipfel, Jelena Madzaric, Suchon Mallikarmal, Stefy Popovici, Ana Lutghart Tincu, Petre Tiberius Trifan, Mirela Weber-Andreșcov]
Rezensionen
Richard Edl: [Rezension]Die Zaya ist ein im östlichen Weinviertel von West nach Ost verlaufender Fluss, der in den Leiser Bergen entspringt und bei Drösing in die March mündet. Wobei die Zaya in den 60 Kilometern, die sie bis zur Mündung zurücklegt, nie wirklich zu einem Fluss wird. Von einem Gerinne zu einem Bach geworden ergießt sie sich bestenfalls als Flüsschen in die March. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache eines unglaublich dichten Mühlenbestandes. 44 Mühlen werden vorgestellt, das bedeutet über eine Strecke von 60 Kilometern durchgerechnet eine Mühle pro 1,3 Kilometer!
Gerold Esser und Gerhard A. Stadler, beide zum Zeitpunkt des Entstehens des Buches Lehrende am Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege an der Technischen Universität Wien, haben sich zur Aufgabe gestellt, die Zayamühlen im Rahmen eines Forschungsseminars mit Studierenden zu dokumentieren. Im Sommersemester 2013 fand die Vorort-Erhebung statt.
Die Mühlen werden vom Ursprung bis zur Mündung der Reihe nach dargestellt. Immer nach dem gleichen Schema wird zuerst die Bausubstanz beschrieben, dann wird der Standort mit historischem Kartenmaterial nachverfolgt und mit der bestehenden Substanz verglichen. Schließlich wird kursorisch die Geschichte des Objekts angerissen und ein Steckbrief erstellt, der Quellen, Literatur und Kontaktpersonen nennt.
Um das Ergebnis vergleichbar zu machen, werden die Standorte nach einem Punktesystem mit fünf möglichen Punkten bewertet. Ein Punkt meint: Standort mit nur noch spärlichen baulichen Überresten, fünf Punkte bedeuten: komplett erhalten beziehungsweise noch in Betrieb. Dazwischen wird abgestuft. Damit entsteht eine Übersichtlichkeit, für die der Leser/die Leserin sehr dankbar ist. Vielfach gibt es nämlich keinen einheitlichen Namen, in der Überlieferung kursieren oft mehrere Bezeichnungen für ein Objekt oder die gleiche Bezeichnung für mehrere Objekte.
Das Mühlensterben nach dem Zweiten Weltkrieg hat den größten Teil des Bestandes zu Ruinen werden lassen. Von den 44 Objekten sind es gerade vier, die fünf Punkte erreichen. Umso wertvoller ist die systematische Erfassung, die Ausgangspunkt für weitere Forschung darstellt. Die wirtschaftliche Bedeutung, die gesellschaftliche Stellung, die Familiengeschichten der Zaya-Müller sind kaum erforscht.
Es handelt sich um Wassermühlen, nahe dem Ursprung eher um Teichmühlen, dann um Flussmühlen, es waren Mühlen zum Vermahlen von Getreide, aber auch, wie en passant mitgeteilt wird, zum Sägen von Holz und zum Walken von Leder und Tuch, immer ohne konkrete Angaben. Die Mühlengeschichte(n) sind also noch zu schreiben.
Beigelegt ist eine Karte, die für eine Vorort-Erkundung gute Dienste leistet. Den Autoren ist zu danken, dass die Seminararbeit nicht im Elfenbeinturm der Universität verblieben ist. Der Verlag Bibliothek der Provinz hat aus dem zunächst trocken erscheinenden Thema ein Buch mit ansprechendem Mix aus Text, Bild und Grafik geschaffen, das für jeden Weinviertel-Interessierten auch ohne wissenschaftlichen Anspruch gut benützbar ist.
(Richard Edl, Rezension veröffentlich am 27. November 2020 am Blog WeinviertelBücher)
https://richardedl.wordpress.com/2020/11/27/muhlen-an-der-zaya/